Sonntag, 30. März 2014

León und Lugo

Heute morgen habe ich in der Sonne gefrühstückt. Ein super leckeres, warmes Croissant mit Marmelade und einem Kaffee dazu.

Während ich mit meinem Croissant zufrieden war, hat Sofia gleich mit einer Tortilla zum Frühstück begonnen...
Was den Moment so besonders gemacht hat, dass ich das als erstes erzähle, weiß ich nicht, aber es war super, mitten in León mit Blick auf den Fluss zu frühstücken.

Ich war dieses Wochenende wieder mit CoruñaErasmus unterwegs, diesmal ging es nach León und Lugo. Auf dem Hinweg haben wir in strömendem Regen gleich einen Stop in Astorga eingelegt, wo wir uns nur die Kathedrale angeschaut haben, und dann aufgrund des Wetters schnell wieder zurück gerannt sind.

Die blühenden Bäume verschönern das verregnete Bild
Astorga liegt auf dem Jakobsweg und ist einer der bekanntesten Orte der Provinz León. Mit Sonne ist es bestimmt ganz süß.
Im 15. Jahrhundert wurde begonnen die Kathedrale zu bauen, man kann Teile entdecken, die barock aussehen, andere wiederum gehören in die Renaissance
Gulshan (Aserbaidschan), Taty (Costa Rica), Ich, Sofia (Tschechien) und Mihaela (Rumänien)
Da ich dieses Mal als einzige Deutsche dabei war, war ich quasi gezwungen, das ganze Wochenende Spanisch und manchmal ein bisschen Englisch zu sprechen. Das war wirklich gut, und manchmal habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich auf Spanisch angefangen habe zu denken. Natürlich habe ich auch viele neue interessante Menschen kennengelernt. Das Beste ist finde ich immer, Dinge über die Heimatländer der anderen zu erfahren und welche Unterschiede sie zum Leben hier spüren. Da findet man oft Gemeinsamkeiten und lernt meist ganz viel über andere Traditionen, Länder und Gewohnheiten.

Der "Palacio Episcopal de Astorga", eines der wenigen architektonischen Werke Gaudís außerhalb von Cataluña, steht direkt neben der Kathedrale. Er sieht ein bisschen aus, wie aus einem Harry Potter-Film.

Im Anschluss ging es weiter nach León. Dort kamen nicht nur wir gegen Abend an, sondern auch eine Menge weiterer Erasmus-Studenten aus Nordspanien, um gemeinsam zu feiern. Als wir auf dem Platz vor der Kathedrale ankamen, warteten dort bereits singende und tanzende Studis aus Vigo, Asturias, Gijon, Salamanca, Oviedo und anderen Orten.

Der "León" und ich
Die wirklich beeindruckendste Kathedrale, die ich je gesehen habe, steht in León. Sie ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Spaniens - sagt man.
Die gotische Kathedrale bei Nacht
Nachdem wir uns ein paar weitere Sehenswürdigkeiten Leóns angeschaut hatten, wie zum Beispiel das Hospital de San Marcos und den Plaza del Grano, wurden wir in Gruppen aufgeteilt und konnten an verschiedenen Challanges auf den vier wichtigsten Plätzen Leóns teilnehmen. Das war zwar gut organisiert und zum Teil auch richtig lustig, aber leider hat es den ganzen Abend geregnet und war sehr kalt. Trotzdem hatten wir unseren Spaß.

Bevor wir dann zur großen Fiesta aufgebrochen sind, waren wir Tapas essen in der Innenstadt. Ein großer Pluspunkt in León: Tapas gibt es meist gratis zum Getränk!
Meine Zimmerkolleginen: Sofia, Taty und Mihaela


Modesta (Litauen) und ich

Was mir wirklich gefallen hat war, dass wir dieses Mal schon um 12 zum feiern losgegangen sind in einen Club und nicht wie sonst immer erst um zwei oder drei Uhr. So konnten wir trotz Zeitumstellung lange tanzen und trotzdem noch ein bisschen schlafen, bevor es am nächsten Tag weiterging mit dem Programm.
Beim feiern haben wir uns mit den anderen Studis ausgetauscht und ich habe eine Menge Deutsche getroffen. Es scheint also nicht nur in A Coruña von deutschen Erasmus-Studenten zu wimmeln.


Nach unserem bereits erwähnten Frühstück am Sonntag Morgen, dass wir übrigens nur hatten, weil wir das Frühstück im Hotel verschlafen haben, ging die Reise weiter in den Naturpark "Las Médulas".

Etwa 20 v.Chr. begann man hier Gold zu suchen. Man vermutet, dass in den rund 100 Jahren Abbau etwa 800.000 Kilo Gold-Pulver ausgewaschen wurden.
Etwa eine Stunde haben wir für die Wanderung zum Aussichtspunkt gebraucht. Aber der Weg hat sich definitiv gelohnt. Und es war super einmal raus in die Natur zu fahren und einfach die frische Luft zu genießen. Für die Zeit unserer Wanderung hat uns sogar der Regen verschont.

Rote Berge, in denen sich immer noch viele Höhlen befinden, die durch fließendes Wasser entstanden sind.

Auf der einen Seite die roten "Médulas" und wenn man seinen Blick in die andere Richtung schweifen lässt, mit Schnee bedeckte riesige Berge in der Ferne.

"La muralla romana"
Der letzte Tagesordnungspunkt war dann ein Stop in Lugo, wo wir Zeit zum schlendern und Tapas essen hatten. Lugo ist die älteste Stadt Galiciens (gegründet 25 v. Chr.) und liegt nur etwa eineinhalb Stunden Fahrt von A Coruña entfernt. Genauso wie in León auch, sind hier noch viele römische Bauwerke zu sehen. Die zwei Kilometer lange Stadtmauer entstand zum Beispiel im 3. Jahrhundert und ist noch fast komplett erhalten. Da sie zwischen vier und sieben Meter breit ist, kann man auf einem geschotterten Weg auf ihr entlang schlendern. Die Kathedrale Lugos stammt allerdings aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Da sie im 17. und 18. Jahrhundert renoviert wurde, ist einiges jedoch auch gotisch.
Ein Wochenende - drei Kathedralen: hier die von Lugo

Es war mal eine ganz neue Erfahrung, das Wochenende ganz ohne bekannte deutsche Gesichter zu verbringen, und ich bin wirklich froh, das gemacht zu haben. Man lernt hier so schnell Leute kennen, davon bin ich immer wieder überrascht.

Donnerstag, 27. März 2014

Semester-Halbzeit

Während unsere deutschen Kommilitonen sich noch in der vorlesungsfreien Zeit befinden und noch nicht mit dem Sommersemester begonnen haben (Grüße an dieser Stelle an euch!), haben wir hier schon Bergfest, zumindest was die Vorlesungszeit betrifft. Acht Wochen sind wir nur schon hier zur Uni gegangen (minus eine Woche Valencia), acht weitere Wochen folgen noch (von der eine vor Ostern frei ist), bevor ab Ende Mai Klausuren geschrieben werden. Zeit für einen kurzen Zwischenbericht.

Der Stundenplan, der wie gesagt für jede Woche hier ein bisschen anders ist, wird nun lichter, denn in vielen Fächern finden die Vorlesungen für die großen Gruppen nicht mehr statt. Die Vorlesungen scheinen wie ein Theorie-Input in den ersten Wochen des Semesters zu funktionieren, jetzt folgt die intensive Arbeit in den mittleren und kleinen Gruppen, die nach und nach zeitintensiver wird.

Español

Ein langersehntes Ziel gibt es aber schon in der kommenden Woche: Unser Spanisch-Kurs, der jeden Freitag Nachmittag vier Stunden lang stattfindet, endet nächste Woche. Egal, ob ich die Klausur bestehen werde oder nicht, ich bin froh, dass er vorbei ist! Nicht, dass die Professorin schlecht war, sie war sogar oft sehr lustig, aber ich habe das Gefühl nicht wirklich viel gelernt zu haben in diesem Kurs. Die einzige Sache, an der ich eventuell noch Spaß haben werde ist eine Präsentation über unsere Heimat-Stadt, die wir für die letzte Sitzung vorbereiten müssen. Also werde ich in der kommenden Woche Braunschweigs schönsten Seiten in einem Referat zusammenfassen...

Mi curso de español. Das Foto ist eigens von unserer Professorin Montse (in der Mitte) bearbeitet.

Diseño

Heute hatte meine Gruppe ihre Präsentation im Fach Design. Bis zwei Minuten vor der Präsentation weiß man bei unserer Professorin nicht, wer aus der Gruppe dran sein wird mit Präsentieren (alle müssen vorbereitet sein, einer trägt aber nur vor), denn angeblich ist es eine Zufallsentscheidung. Ich glaube aber, dass sie mich mit dem Erasmus-Behinderten-Bonus absichtlich verschont hat, was mich natürlich freut. Ich war natürlich trotzdem gut vorbereitet, unser Thema war die Hochschule für Gestaltung in Ulm und wir haben richtig viel Arbeit in das Referat gesteckt, aber natürlich hat es mir unglaubliche Angst gemacht, eventuell 25 Minuten auf Spanisch reden zu müssen. Letztendlich war sie mit unserem Ergebnis zufrieden, auch mit dem Design, auf das sie unglaublich viel Wert legt. Insgesamt glaube ich aber, dass wir uns mit unserer Präsentation zu viel Arbeit gemacht haben, denn sie zählt am Ende nur ein 20tel der Gesamtnote. Die Zeit sollten wir demnächst lieber für unsere andere Gruppenarbeit nutzen, in der wir für unsere fiktive Außenwandfarbe-Produktionsfirma ein Logo designen müssen und eine Arbeit über die Unternehmensidentität und -kultur schreiben sollen. Außerdem müssen wir ein 200-seitiges Buch lesen und zusammenfassen. Lesen ist für mich nicht das Problem, allerdings braucht eine Zusammenfassung auf Spanisch immer noch viel Zeit bei mir.

Meine Design-Gruppe: Marcos, Bruno, Yaiza und ich. Bruno musste schließlich vortragen, und hat es echt gut gemacht.

Audio

In meinem Audio-Kurs müssen wir nun endlich beginnen Aufnahmen zu machen. Wir wollen im Rahmen unseres Projektes ein Radiohörspiel realisieren und brauchen dazu hauptsächlich Aufnahmen aus einem Auto. Später müssen wir diese Aufnahmen dann natürlich mit Effekten bearbeiten und zusammenschneiden. In unseren praktischen mittelgroßen Gruppen üben wir derzeit jede Woche verschiedene Effekte zu erzeugen, Rauschen zu minimieren und Tonspuren zusammenzuschneiden. Ich bin gespannt, wie es wird, und werde das Ergebnis (sofern es vorzeigbar ist) natürlich präsentieren.

Beim Aufnehmen von "Naturgeräuschen": Meine Gruppenmitglieder Alejandra, Iria und Alicia

Estrategías de comunicación multimedial

Auch in "Strategien der Multimediakommunikation" müssen wir nun anfangen, ein richtiges Projekt zu entwickeln. Eigentlich finde ich es eine richtig gute Idee, was wir dort machen müssen, und ich würde soetwas praktisches auch gerne viel öfter in Braunschweig an der Uni machen, aber es ist eine unglaublich arbeitsintensive Aufgabe. Wir sollen eine Geschichte entwickeln, die sich um verschiedene erfundene Personen dreht, die gemeinsam eingeschlossen sind, sei es in Raum oder in Zeit, alles darf fiktiv sein. Diese Geschichte muss sich aber innerhalb von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Google+, Blogs, Websites oder Videoplattformen entwickeln. Das heißt, wir müssen uns genau überlegen, wie, warum und durch welche Kanäle unsere verschiedenen Personen was veröffentlichen, wie alles zusammenhängt, und was das Ziel ist. Eine sehr komplexe Aufgabe, die aber wirklich interessant werden kann, wenn man kreative Ideen entwickelt und weitere Menschen in sozialen Netzwerken zum Mitmachen bewegt. Mal schauen, was bei uns herauskommt...

Sector Audiovisual

Und ein Fach bleibt noch, das theoretischste von allen: Sector Audiovisual. Es bereitet mir am meisten Sorgen, denn es gibt für die Klausur unglaublich viel zu lernen über die verschiedenen Medien-Sektoren wie Fernsehen, Radio, Kino, Animation etc. in Spanien. Außerdem müssen wir ein Buch lesen und zusammenfassen und nun kommt eine Gruppenarbeit dazu, von der ich noch nicht wirklich eine Ahnung habe, wie sie funktionieren wird. Aber es wird um Recherche-Arbeit zu Prime-Time-Programm im spanischen Fernsehen gehen. Sollte ich aufgrund von zuviel Arbeit ein Fach wegfallen lassen müssen, wird dieses das erste sein!

Soweit zu allem, was hier so in der Uni zu tun ist. Aber natürlich verbringen wir unsere Zeit viel lieber mit Reisen als mit Uni, deshalb fahren Laura und ich am Wochenende auch wieder mit CoruñaErasmus nach León. Ich hoffe ihr habt besseres Wetter in Deutschland als wir, denn im Moment sieht es draußen etwas trist aus. Gerade sitze ich unten im Haus im Café, von dem man auch aufs Meer schauen kann. Ein Ort, den ich zum bloggen neu für mich entdeckt habe. Und ich verspreche, dass es nächstes mal auch wieder mehr Fotos geben wird...

Freitag, 21. März 2014

Valencia en Fallas!

Zwar ein wenig spät, aber hier kommen die Grüße aus dem schönen Valencia!


Wir mit Gloria -irgendwo mitten in Spanien
Am Donnerstag Morgen haben Laura und ich uns auf den langen Weg einmal durch ganz Spanien gemacht, um uns in Valencia die Fallas anzuschauen und das super Wetter zu genießen. Gereist sie wir mit einer Mitfahrgelegenheit, ein nettes Ehepaar, Pepe und Gloria, das uns in ihrem recht gemütlichen Saab mit auf die fast elf Stunden lange Fahrt genommen hat. Ich bin zum ersten Mal mit einer Mitfahrgelegenheit gefahren und war wirklich positiv überrascht. Da die beiden aus Valencia kommen, konnten sie uns gleich etwas über die Stadt und die Fallas erzählen.

In Valencia sind wir bei einem Bekannten untergekommen, Edicson (Mellie hat ihn vor zwei Jahren während ihrer Aupair-Zeit in Valencia kennengelernt), der im Stadtteil Benimaclet, nicht weit von der Altstadt entfernt mit seiner Hündin Luna und seinem Mitbewohner Ricardo wohnt. Luna ist sehr süß, aber leider nicht wirklich erzogen, was uns ein paar Probleme bereitet hat. Unsere Taschen mussten wir im verschlossenen Bad lagern, damit sie nicht zerfetzt werden und die Tür zur Dachterrasse musste auch nachts stets für Luna offen stehen... aber wir sind ansonsten gut ausgekommen.

Edicson, Ich, Nadja, Mellie, Laura und Ricardo
Valencia sehe ich nun zum zweiten Mal, bereits 2012 war ich mit Nadja einmal hier, um Mellie zu besuchen, die hier als Aupair war. Aber nun sind wir hergekommen, um die Fallas zu sehen.
Die Fallas (oder in Valencia "Falles") sind das größte valencianische Frühlingsfest, das hier jeden März für eine Woche stattfindet. Besonders beeindruckend an diesem Fest ist die Tradition, dass Vereine, Straßenzüge und Stadtviertel meterhohe "Fallas", das sind bunte Figuren zu den unterschiedlichsten Themen aus Holz und Pappmaché, bauen, die dann alle am letzten Tag des Festes, am San José, dem 19. März, feierlich angezündet und verbrannt werden. Gleich am Freitag haben Laura und ich uns auf den Weg gemacht und sind durch die Stadt geschleudert, um uns die wirklich kreativen und teilweise riesigen Figuren anzuschauen. Natürlich sind sie über die ganze Stadt verteilt, deshalb haben wir auf unserem Weg nur einige gesehen.

Auch in anderen Städten ist die Tradition bekannt, riesige selbstgebaute Figuren werden im Frühling verbrannt, um die bösen Geister auszutreiben. Trotzdem ist die "quema" (=Verbrennung) der Fallas sehr traurig für die Valencianer, wurde uns erzählt
...über die Ursprünge der Tradition kursieren allerdings verschiedene Geschichten. Die Fallas in Valencia sind im 18.Jahrhundert entstanden und eine der Theorien besagt, dass Zimmerleute am Ende des Winter ihre Holzgestelle für Lampen und Kerzen verbrannt haben, weil sie sie in der warmen Jahreszeit nicht mehr brauchten...
....mit der Zeit verbrannte man auch Möbel und andere alte Stücke, bis schließlich auch Strohpuppen vor dem Haus verbrannt wurden. Dazu versammelten sich die Menschen und es entstand eine Tradition, wobei aus den Strohpuppen im Laufe der Jahre immer größere Figuren und inzwischen riesige Kunstwerke wurden, die jeweils ein bestimmtes Thema aus Politik, Sport, Kultur oder Gesellschaft aufgreifen.
Die riesigen Werke werden "ninot" ("Puppe" auf Valencianisch) genannt
So eine Puppe kann auch gerne mal über 100.000 Euro kosten. Man erzählte uns, die Falla am Rathaus (s.o.) habe in diesem Jahr 200.000 Euro gekostet
Jedes Jahr wird die schönste Falla bei einem Wettbewerb gekürt - der Gewinner wird dann in klein nachproduziert und kommt ins Museum
Es gibt neben der normalen Falla auch immer eine Falla der Kinder, meist noch bunter und mit bekannten Figuren
Oft wird schon Monate vorher angefangen, an den tonnenschweren Fallas zu bauen. Joaquin, ein Spanier den wir kennengelernt haben und von dessen Balkon wir auch am Montag die Mascletá auf dem Rathausplatz beobachten durften, erzählte uns, dass es in ganz Valencia ca. 300 Fallas gibt

Lärm und Rauch um die Falla am Rathaus
Eine weitere Tradition sind die vielen Feuerwerke. Man kann es in der Stadt während des Festes eigentlich durchgängig knallen hören, ob Tag oder Nacht ist, schert dabei hier scheinbar niemanden. Jeden Tag gibt es am Plaza del Ayuntamiento (Rathausplatz) um 14 Uhr die "Mascletá", ein unglaublich lautes Feuerwerk, bei dem es scheinbar tatsächlich darauf ankommt, in welchem Rhythmus und wie laut es knallt. Am Freitag waren wir dort und haben sie uns angehört, es war wirklich kaum auszuhalten laut.
Auf dem Balkon
Auf den Balkonen warten viele Menschen
Die Menschen sagten uns aber, dass wir uns auf gar keinen Fall die Ohren zu halten dürfen, da das ungesund sei. Ich habe nie in meinem Leben so einen Lärm gehört, ich dachte, ich werde taub wieder dort herauskommen. Man konnte sich kaum bewegen, da zehntausende Menschen dort waren, um sich das Spektakel anzuschauen. Am Montag ging es ein wenig besser, da wir mit Mellie und Nadja auf den Balkon des Spaniers Joaquin eingeladen waren, den die beiden einen Tag zuvor am Strand kennengelernt hatten. Bei Tag kann man natürlich nicht viel vom Feuerwerk sehen, außer dem Rauch, trotzdem war es sehr beeindruckend. Die Anwohner in den umliegenden Wohnungen und sogar Arztpraxen vermieten Balkonplätze für unglaublich viel Geld an Touristen, die sich das Spektakel von oben ansehen wollen. Wir hatten das Glück nichts bezahlen zu müssen.


Einfach nur beeindruckend!
Neben der Mascletá jeden Mittag findet von Samstag bis Mittwoch auch jede Nacht ein riesiges Feuerwerk am Turia-Park statt, ein langgezogener Park in einem ehemaligen Flussbett, das sich an der Altstadt entlangzieht. Wir waren jede Nacht dort, und es waren mit Abstand die größten und schönsten Feuerwerke, die ich je gesehen habe. Hunderttausende Menschen scharen sich nachts auf der langen Straße am Turia-Park, um das Feuerwerk zwischen der Puente de la Exposición und der Puente de las Flores zu beobachten. Kurz bevor es los geht, werden alle Ampeln und die komplette Straßenbeleuchtung ausgeschaltet, damit die Lichtshow noch besser zu genießen ist. Übrigens: In Valencia an der Universität kann man Pyrotechnik für die Fallas studieren, kein Scherz.

Edis und Ricardos Dachterasse war super für ein Frühstück in der Sonne


Die ersten Tage haben Laura und ich dazu genutzt die Stadt auf sehr touristentypische Art mit den Touristen-Bussen zu erkunden. Dabei haben wir schon einen guten Überblick bekommen und waren sogar auch im "Bioparc Valencia", dem Zoo, der wirklich schön (aber leider ein bisschen teuer) ist. Hier so unter Palmen und in der prallen Sonne wirkten die Afrika-Tiere viel heimischer fanden wir.


Auch auf dem Torre de Micalet waren wir, der Turm der wunderschönen

Kathedrale von Valencia...
...von dem aus man über die gesamte Stadt schauen kann.

Blick auf die Brücke
 Gleich am ersten Tag sind wir außerdem zur "Ciudad de las Artes y de las Ciencias" (= Stadt der Künste und der Wissenschaft) gewandert. Dieses Wahrzeichen Valencia liegt ebenfalls im Turia-Park und ist ein Park aus architektonisch unglaublich interessanten Gebäuden. Der Gebäude-Komplex wurde von den spanischen Architekten Félix Candela und Santiago Calatrava entworfen und 1988 eingeweiht.


Das "Hemisféric" ist ein 3D-Kino und Planetarium, das von außen aussieht wie ein Auge, das auch geöffnet und geschlossen werden kann.
Das "Museo de las Ciencias Príncipe Felipe" zeigt die Entstehung des Weltalls und macht eine Auswahl von Naturgesetzen anschaulich.
Der "Palau de las Artes Reina Sofia" ist ein 300 Millionen teurer Musikpalast. In dem Opernhaus gibt es vier Säle.
Die "Pont de l'Assut de l'Or" ist eine Brücke (im Hintergrund zu sehen), die nur an einer Stütze und vielen Schrägseilen hält. Die Spezialität dieses Architekten war es möglichst wenige bis gar keine Stützpfeiler zu integrieren.
Und schließlich den "Oceanográfic", das größte Aquarium Europas.

Picknick am Strand
Tanzen im Festzelt
Es ist natürlich super, dass wir hier bei zwei ortskundigen Valencianern wohnen, die alles dafür tun, damit wir die Stadt besser kennenlernen. Am Sonntag waren wir mit Riccardo am Strand und abends haben uns die beiden mit zu einem Raclett-Essen bei Freunden und danach in ein öffentliches Festzelt genommen, wo wir getanzt haben. An jeder Falla steht ein solches Festzelt, in das aber normalerweise nur die zahlenden Mitglieder der Falla-Vereine dürfen. Das Zelt, in dem wir feiern waren, war jedoch für jedermann. Super, dass wir die beiden kennen, denn sonst könnten wir nicht so viele tolle typisch valencianischen Traditionen sehen. Dass Mellie und Nadja sich hier auskennen, ist aber natürlich auch ein großes Plus, die beiden haben hier während ihrer Aupair-Zeit gelebt und kennen daher die Stadt auch sehr gut.

Mellie in Valencia wiederzutreffen war ein super Gefühl - nicht nur weil wir schonmal gemeinsam Valencia gesehen haben, sondern auch weil sie die erste "von zu Hause" ist, die ich hier sehe, und das ein kleines Stück Heimat gibt.

Soetwas habe ich vorher nie gemacht
Den Montag Abend haben wir bei einem Paella-Wettbewerb verbracht. Es ist eine Tradition, dass die Menschen sich während der Fallas unten in den Straßen treffen und in riesigen Pfannen über kleinen Feuerstellen Paella kochen. Wir vier Mädels sind mit Edicson und Ricardo hier in Benimaclet zum Paella-Kochen gegangen, haben aber nicht am Wettbewerb teilgenommen. Es war eine super Atmosphäre direkt neben der großen Falla des Straßenzuges und dem dazugehörigen Zelt mit Musik.
 
Unser Paella-Team
Da niemand von uns zuvor Paella gekocht hatte, und schon gar nicht über einem Feuer, haben wir ein wenig improvisiert bei unserer Pollo-Paella, und schließlich waren nicht nur wir, sondern auch unser Feuerstellen-Nachbar (der übrigens auch den Wettbewerb um die beste Paella gewann) sichtlich überrascht, wie gut das Ergebnis geschmeckt hat! Eine echt unvergessliche Aktion.

Mit selbstgemacht Bouletten!

Nach einer weiteren durchgetanzten Nacht entschieden wir uns am Dienstag für Shopping in der Calle Colón, einer der größten Einkaufsstraßen in Valencia, bevor wir am Abend gemeinsam deutsch kochen wollten für Ricardo und Edicson, zum Dank für die Herberge. Aus "deutsch kochen" wurden schließlich selbst gemachte Hamburger und zum Nachtisch Pfannkuchen mit ebenfalls selbstgemachtem Apfelmuß und frischen Erdbeeren mit Sahne. Eine Menge Spaß hatten wir jedenfalls dabei, und den beiden hat es geschmeckt!

Zwischendurch ein kleiner Eindruck von der Stadt: Wir mussten jeden Tag das Flussbett des Turia überqueren, das heute ein Park ist.

Vorher
Nachher
Mit einem Fruchtsalat-Picknick im Park haben wir schließlich unsere letzten Tag verbracht, bevor wir am Abend bei der "Quema", der Verbrennung der Fallas zugesehen haben. Ich finde es krass, dass die Valencianer erst hunderte tausend  Euro in diese Pappfiguren stecken und sie dann nach einer Woche verbrennen, aber es ist eine Tradition, und alle Spanier fanden es lustig, dass wir uns immer über das viele Geld gesorgt haben. Trotzdem ist es der traurigste Tag der Fallas für die Valencianer. In der Nähe des Strandes haben wir uns die Verbrennung einer sehr großen Falla angeschaut, es ging unglaublich schnell, dann war schon alles weg. Später sind wir dann zum Rathaus gefahren, wo wir von ganz hinten, ganz romantisch aus einem BurgerKing heraus, die Quema der letzten Falla, natürlich mit spektakulärem Feuerwerk, angeschaut haben. Damit endeten die Fallas und auch unsere Reise.

Pompöse Straßenbeleuchtung in der Straße, in der wir die erste quema gesehen haben. Auf der Straße werden Churros, Süßigkeiten und andere Leckerein und Kleinigkeiten verkauft.

Während Mellie und Nadja sich bereits nachts auf den Weg nach Barcelona zu ihren Flieger gemacht haben, hatten Laura und ich noch bis zum Nachmittag Zeit, bevor  unsere Mitfahrgelegenheit nach Madrid kam (von wo aus wir mit dem Nachtzug zurück nach A Coruña gefahren sind). Vor der Abfahrt statteten wir der "Virgin de las Flores" auf dem Platz hinter der Kathedrale noch einen Besuch ab.


Die Virgin ist ein Holzgestell einer Frau, das komplett mit Blumen besteckt wird während der traditionellen "Ofrenda", bei der alle Falleras Blumen bringen.
Jeder Straßenzug, der eine Falla hat, hat auch "Falleras", hübsche Frauen in traditionellen Kleidern. Unter Ihnen gibt es eine "Fallera Mayor"


Insgesamt ein wirklich schöner Urlaub, den ich wohl immer in Erinnerung behalten werde!

Hasta luego, Valencia!