Zwar ein wenig spät, aber hier kommen die Grüße aus dem schönen Valencia!
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Wir mit Gloria -irgendwo mitten in Spanien |
Am Donnerstag Morgen haben Laura und ich uns auf den langen Weg einmal durch ganz Spanien gemacht, um uns in Valencia die Fallas anzuschauen und das super Wetter zu genießen. Gereist sie wir mit einer Mitfahrgelegenheit, ein nettes Ehepaar, Pepe und Gloria, das uns in ihrem recht gemütlichen Saab mit auf die fast elf Stunden lange Fahrt genommen hat. Ich bin zum ersten Mal mit einer Mitfahrgelegenheit gefahren und war wirklich positiv überrascht. Da die beiden aus Valencia kommen, konnten sie uns gleich etwas über die Stadt und die Fallas erzählen.
In Valencia sind wir bei einem Bekannten untergekommen, Edicson (Mellie hat ihn vor zwei Jahren während ihrer Aupair-Zeit in Valencia kennengelernt), der im Stadtteil Benimaclet, nicht weit von der Altstadt entfernt mit seiner Hündin Luna und seinem Mitbewohner Ricardo wohnt. Luna ist sehr süß, aber leider nicht wirklich erzogen, was uns ein paar Probleme bereitet hat. Unsere Taschen mussten wir im verschlossenen Bad lagern, damit sie nicht zerfetzt werden und die Tür zur Dachterrasse musste auch nachts stets für Luna offen stehen... aber wir sind ansonsten gut ausgekommen.
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Edicson, Ich, Nadja, Mellie, Laura und Ricardo |
Valencia sehe ich nun zum zweiten Mal, bereits 2012 war ich mit Nadja einmal hier, um Mellie zu besuchen, die hier als Aupair war. Aber nun sind wir hergekommen, um die Fallas zu sehen.
Die Fallas (oder in Valencia "Falles") sind das größte valencianische Frühlingsfest, das hier jeden März für eine Woche stattfindet. Besonders beeindruckend an diesem Fest ist die Tradition, dass Vereine, Straßenzüge und Stadtviertel meterhohe "Fallas", das sind bunte Figuren zu den unterschiedlichsten Themen aus Holz und Pappmaché, bauen, die dann alle am letzten Tag des Festes, am San José, dem 19. März, feierlich angezündet und verbrannt werden. Gleich am Freitag haben Laura und ich uns auf den Weg gemacht und sind durch die Stadt geschleudert, um uns die wirklich kreativen und teilweise riesigen Figuren anzuschauen. Natürlich sind sie über die ganze Stadt verteilt, deshalb haben wir auf unserem Weg nur einige gesehen.
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Auch in anderen Städten ist die Tradition bekannt, riesige selbstgebaute
Figuren werden im Frühling verbrannt, um die bösen Geister auszutreiben.
Trotzdem ist die "quema" (=Verbrennung) der Fallas sehr traurig für die
Valencianer, wurde uns erzählt |
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...über die Ursprünge der Tradition kursieren allerdings verschiedene
Geschichten. Die Fallas in Valencia sind im 18.Jahrhundert entstanden
und eine der Theorien besagt, dass Zimmerleute am Ende des Winter ihre
Holzgestelle für Lampen und Kerzen verbrannt haben, weil sie sie in der
warmen Jahreszeit nicht mehr brauchten... |
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....mit der Zeit verbrannte man auch Möbel und andere alte Stücke, bis
schließlich auch Strohpuppen vor dem Haus verbrannt wurden. Dazu
versammelten sich die Menschen und es entstand eine Tradition, wobei aus den Strohpuppen im Laufe der Jahre immer größere Figuren und
inzwischen riesige Kunstwerke wurden, die jeweils ein bestimmtes Thema
aus Politik, Sport, Kultur oder Gesellschaft aufgreifen. |
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Die riesigen Werke werden "ninot" ("Puppe" auf Valencianisch) genannt |
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So eine Puppe kann auch gerne mal über 100.000 Euro kosten. Man erzählte
uns, die Falla am Rathaus (s.o.) habe in diesem Jahr 200.000 Euro gekostet |
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Jedes Jahr wird die schönste Falla bei einem Wettbewerb gekürt - der
Gewinner wird dann in klein nachproduziert und kommt ins Museum |
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Es gibt neben der normalen Falla auch immer eine Falla der Kinder, meist noch bunter und mit bekannten Figuren |
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Oft wird schon Monate vorher angefangen, an den tonnenschweren Fallas zu
bauen. Joaquin, ein Spanier den wir kennengelernt haben und von dessen
Balkon wir auch am Montag die Mascletá auf dem Rathausplatz beobachten
durften, erzählte uns, dass es in ganz Valencia ca. 300 Fallas gibt |
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Lärm und Rauch um die Falla am Rathaus |
Eine weitere Tradition sind die vielen Feuerwerke. Man kann es in der Stadt während des Festes eigentlich durchgängig knallen hören, ob Tag oder Nacht ist, schert dabei hier scheinbar niemanden. Jeden Tag gibt es am Plaza del Ayuntamiento (Rathausplatz) um 14 Uhr die "Mascletá", ein unglaublich lautes Feuerwerk, bei dem es scheinbar tatsächlich darauf ankommt, in welchem Rhythmus und wie laut es knallt. Am Freitag waren wir dort und haben sie uns angehört, es war wirklich kaum auszuhalten laut.
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Auf dem Balkon |
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Auf den Balkonen warten viele Menschen |
Die Menschen sagten uns aber, dass wir uns auf gar keinen Fall die Ohren zu halten dürfen, da das ungesund sei. Ich habe nie in meinem Leben so einen Lärm gehört, ich dachte, ich werde taub wieder dort herauskommen. Man konnte sich kaum bewegen, da zehntausende Menschen dort waren, um sich das Spektakel anzuschauen. Am Montag ging es ein wenig besser, da wir mit Mellie und Nadja auf den Balkon des Spaniers Joaquin eingeladen waren, den die beiden einen Tag zuvor am Strand kennengelernt hatten. Bei Tag kann man natürlich nicht viel vom Feuerwerk sehen, außer dem Rauch, trotzdem war es sehr beeindruckend. Die Anwohner in den umliegenden Wohnungen und sogar Arztpraxen vermieten Balkonplätze für unglaublich viel Geld an Touristen, die sich das Spektakel von oben ansehen wollen. Wir hatten das Glück nichts bezahlen zu müssen.
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Einfach nur beeindruckend! |
Neben der Mascletá jeden Mittag findet von Samstag bis Mittwoch auch jede Nacht ein riesiges Feuerwerk am Turia-Park statt, ein langgezogener Park in einem ehemaligen Flussbett, das sich an der Altstadt entlangzieht. Wir waren jede Nacht dort, und es waren mit Abstand die größten und schönsten Feuerwerke, die ich je gesehen habe. Hunderttausende Menschen scharen sich nachts auf der langen Straße am Turia-Park, um das Feuerwerk zwischen der Puente de la Exposición und der Puente de las Flores zu beobachten. Kurz bevor es los geht, werden alle Ampeln und die komplette
Straßenbeleuchtung ausgeschaltet, damit die Lichtshow noch besser zu
genießen ist. Übrigens: In Valencia an der Universität kann man Pyrotechnik für die Fallas studieren, kein Scherz.
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Edis und Ricardos Dachterasse war super für ein Frühstück in der Sonne |

Die ersten Tage haben Laura und ich dazu genutzt die Stadt auf sehr touristentypische Art mit den Touristen-Bussen zu erkunden. Dabei haben wir schon einen guten Überblick bekommen und waren sogar auch im "Bioparc Valencia", dem Zoo, der wirklich schön (aber leider ein bisschen teuer) ist. Hier so unter Palmen und in der prallen Sonne wirkten die Afrika-Tiere viel heimischer fanden wir.
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Auch auf dem Torre de Micalet waren wir, der Turm der wunderschönen
Kathedrale von Valencia... |
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...von dem aus man über die gesamte Stadt schauen
kann.
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Blick auf die Brücke |
Gleich am ersten Tag sind wir außerdem zur "Ciudad de las Artes y de las Ciencias" (= Stadt der Künste und der Wissenschaft) gewandert. Dieses Wahrzeichen Valencia liegt ebenfalls im Turia-Park und ist ein Park aus architektonisch unglaublich interessanten Gebäuden. Der Gebäude-Komplex wurde von den spanischen Architekten Félix Candela und Santiago Calatrava entworfen und 1988 eingeweiht.
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Das "Hemisféric" ist ein 3D-Kino und Planetarium, das von außen aussieht
wie ein Auge, das auch geöffnet und geschlossen werden kann. |
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Das "Museo de las Ciencias Príncipe Felipe" zeigt die Entstehung des
Weltalls und macht eine Auswahl von Naturgesetzen anschaulich. |
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Der "Palau de las Artes Reina Sofia" ist ein 300 Millionen teurer Musikpalast. In dem Opernhaus gibt es vier Säle. |
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Die "Pont de l'Assut de l'Or" ist eine Brücke (im Hintergrund zu sehen), die nur an einer Stütze und vielen Schrägseilen hält. Die Spezialität dieses Architekten
war es möglichst wenige bis gar keine Stützpfeiler zu integrieren. |
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Und schließlich den "Oceanográfic", das größte Aquarium Europas. |
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Picknick am Strand |
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Tanzen im Festzelt |
Es ist natürlich super, dass wir hier bei zwei ortskundigen Valencianern wohnen, die alles dafür tun, damit wir die Stadt besser kennenlernen. Am Sonntag waren wir mit Riccardo am Strand und abends haben uns die beiden mit zu einem Raclett-Essen bei Freunden und danach in ein öffentliches Festzelt genommen, wo wir getanzt haben. An jeder Falla steht ein solches Festzelt, in das aber normalerweise nur die zahlenden Mitglieder der Falla-Vereine dürfen. Das Zelt, in dem wir feiern waren, war jedoch für jedermann. Super, dass wir die beiden kennen, denn sonst könnten wir nicht so viele tolle typisch valencianischen Traditionen sehen. Dass Mellie und Nadja sich hier auskennen, ist aber natürlich auch ein großes Plus, die beiden haben hier während ihrer Aupair-Zeit gelebt und kennen daher die Stadt auch sehr gut.
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Mellie in Valencia wiederzutreffen war ein super Gefühl - nicht nur weil wir schonmal gemeinsam Valencia gesehen haben, sondern auch weil sie die erste "von zu Hause" ist, die ich hier sehe, und das ein kleines Stück Heimat gibt. |
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Soetwas habe ich vorher nie gemacht |
Den Montag Abend haben wir bei einem Paella-Wettbewerb verbracht. Es ist eine Tradition, dass die Menschen sich während der Fallas unten in den Straßen treffen und in riesigen Pfannen über kleinen Feuerstellen Paella kochen. Wir vier Mädels sind mit Edicson und Ricardo hier in Benimaclet zum Paella-Kochen gegangen, haben aber nicht am Wettbewerb teilgenommen. Es war eine super Atmosphäre direkt neben der großen Falla des Straßenzuges und dem dazugehörigen Zelt mit Musik.
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Unser Paella-Team |
Da niemand von uns zuvor Paella gekocht hatte, und schon gar nicht über einem Feuer, haben wir ein wenig improvisiert bei unserer Pollo-Paella, und schließlich waren nicht nur wir, sondern auch unser Feuerstellen-Nachbar (der übrigens auch den Wettbewerb um die beste Paella gewann) sichtlich überrascht, wie gut das Ergebnis geschmeckt hat! Eine echt unvergessliche Aktion.
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Mit selbstgemacht Bouletten! |
Nach einer weiteren durchgetanzten Nacht entschieden wir uns am Dienstag für Shopping in der Calle Colón, einer der größten Einkaufsstraßen in Valencia, bevor wir am Abend gemeinsam deutsch kochen wollten für Ricardo und Edicson, zum Dank für die Herberge. Aus "deutsch kochen" wurden schließlich selbst gemachte Hamburger und zum Nachtisch Pfannkuchen mit ebenfalls selbstgemachtem Apfelmuß und frischen Erdbeeren mit Sahne. Eine Menge Spaß hatten wir jedenfalls dabei, und den beiden hat es geschmeckt!
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Zwischendurch ein kleiner Eindruck von der Stadt: Wir mussten jeden Tag das Flussbett des Turia überqueren, das heute ein Park ist. |
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Vorher |
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Nachher |
Mit einem Fruchtsalat-Picknick im Park haben wir schließlich unsere letzten Tag verbracht, bevor wir am Abend bei der "Quema", der Verbrennung der Fallas zugesehen haben. Ich finde es krass, dass die Valencianer erst hunderte tausend Euro in diese Pappfiguren stecken und sie dann nach einer Woche verbrennen, aber es ist eine Tradition, und alle Spanier fanden es lustig, dass wir uns immer über das viele Geld gesorgt haben. Trotzdem ist es der traurigste Tag der Fallas für die Valencianer. In der Nähe des Strandes haben wir uns die Verbrennung einer sehr großen Falla angeschaut, es ging unglaublich schnell, dann war schon alles weg. Später sind wir dann zum Rathaus gefahren, wo wir von ganz hinten, ganz romantisch aus einem BurgerKing heraus, die Quema der letzten Falla, natürlich mit spektakulärem Feuerwerk, angeschaut haben. Damit endeten die Fallas und auch unsere Reise.
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Pompöse Straßenbeleuchtung in der Straße, in der wir die erste quema gesehen haben. Auf der Straße werden Churros, Süßigkeiten und andere Leckerein und Kleinigkeiten verkauft. |

Während Mellie und Nadja sich bereits nachts auf den Weg nach Barcelona zu ihren Flieger gemacht haben, hatten Laura und ich noch bis zum Nachmittag Zeit, bevor unsere Mitfahrgelegenheit nach Madrid kam (von wo aus wir mit dem Nachtzug zurück nach A Coruña gefahren sind). Vor der Abfahrt statteten wir der "Virgin de las Flores" auf dem Platz hinter der Kathedrale noch einen Besuch ab.
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Die Virgin ist ein Holzgestell einer Frau, das komplett
mit Blumen besteckt wird während der traditionellen "Ofrenda", bei der
alle Falleras Blumen bringen. |
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Jeder Straßenzug, der eine Falla hat, hat auch "Falleras", hübsche Frauen in traditionellen Kleidern. Unter Ihnen gibt es eine "Fallera Mayor" |
Insgesamt ein wirklich schöner Urlaub, den ich wohl immer in Erinnerung behalten werde!
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Hasta luego, Valencia! |